Wenn Zitate das eigene Leben kommentieren

Manchmal treffen mich ein Satz aus einem Buch oder ein Zitat aus einem Film mitten ins Herz. Völlig aus dem jeweiligen Kontext gerissen, fühlt es sich an, als wäre die jeweilige Aussage ein Kommentar zu meinem aktuellen Leben oder meinen (vielleicht bis dahin noch gar nicht so konkret fassbaren) Gedanken.

„Mach nicht alles kaputt, nur weil du Angst hast, niemand Besonderes zu sein.“ (Nina Haratischwili: „Kokoro“, S. 41.)

Dieser Satz traf mich gestern bei der Theaterprobe und hat dazu geführt, dass ich nach drei Stunden Schlaf um 4 Uhr morgens in meinem Bett sitze und diese Zeilen schreibe, weil ich das Bedürfnis habe, die dahinterstehenden Gedanken zu formulieren.

Das Zitat trifft mich sogar auf zwei Ebenen. Die eine ist die meiner „beruflichen“ Zukunft.
Nachdem mein Arbeitsvertrag Ende Februar ausgelaufen ist, habe ich immer allen und vor allem mir selbst gegenüber behauptet, dass ich jetzt den Master fertig mache.
Mitte April habe ich mir dann endlich eingestanden, dass ich schon lange nicht mehr wirklich studiere – ich investiere kaum Zeit in meinen Master. Natürlich hatte ich auch andere Dinge zu tun, aber das ist eine Frage der Prioritäten und die Priorität liegt offensichtlich grade nicht auf meinem Abschluss. Ich habe mich gefragt, warum das so ist und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass es zwei Gründe für mich gäbe, den Master zu machen. Der eine wäre, dass ich wieder soviel Spaß am Studium selbst hätte, dass es sich deshalb lohnen würde und der andere wäre, dass ich mit dem Abschluss beruflich eine Perspektive sähe, die ich ohne nicht hätte.
Bleibt die Frage, was ich eigentlich will mit meinem Leben und ob es dafür Sinn macht, einen Master zu machen. Statt also immer so zu tun, als würde ich meinen Master machen, setze ich mich grade aktiv mit dieser Frage auseinander.
Das Zitat löst im Hinblick darauf verschiedene Gedanken in mir aus, die noch nicht fertig sind. Ich bin mir aber sicher, dass ich bei der Entscheidung, die ich grade treffe, mutiger sein muss, als ich es bisher war.

Die andere Ebene betrifft mein Schabermupf.
Er ist so toll und ich fühle mich häufig dümmer, hässlicher… Die Reihe lässt sich fortsetzen, aber genau diese Gedanken möchte ich grade loswerden, denn sie sind Quatsch.

Eine Frage der Perspektive

Im Moment habe ich sehr stark das Gefühl, dass mir die Menschen in meinem Umfeld mit bestimmten Erwartungen begegnen. Mein Arbeitsvertrag endet Ende Februar, ich werde meinen Masterabschluss bis dahin nicht schaffen und habe noch keine Pläne für danach. Ich bin ü30 und trotz dem wunderbaren Schabermupf, das noch immer Bestand hat, ist es auch nicht mein Plan, als verheiratete Mutter und Hausfrau zu enden (mal ganz abgesehen davon, dass ich mir dafür auch ganz sicher und zum Glück jemand anderen suchen müsste).

Familie, Freunde und Bekannte, alle machen sich Sorgen und erkundigen sich nach meinen Plänen. Das kann ich verstehen und ich freue mich auf der einen Seite auch sehr über das Interesse an mir und die Anteilnahme an meinem Leben. Es bleibt aber mein Leben und häufig kommen nach den Nachfragen im Laufe eines Gesprächs Bewertungen ins Spiel. Mein Umfeld bewertet und beurteilt mein Leben und meine Entscheidungen und Prioritäten. Das ist ein sehr unangenehmes Gefühl, vor allem deshalb, weil die Bewertungsmaßstäbe häufig ganz andere sind, als meine.

Ich glaube, es ist ganz natürlich, dass man erstmal von seinem eigenen Leben ausgeht, wenn man sich andere Leben ansieht. Umso bereichernder kann es aber sein, sich mal auf eine andere Perspektive einzulassen. Mir gelingt das sicher auch nicht immer, es ist viel einfacher, in der eigenen Welt zu bleiben und auf die anderen wie aus einem Fenster zu schauen – und manchmal und mit den richtigen Menschen macht das auch Spaß. Aber wenn es um das Leben von Menschen geht, die einem wichtig sind, dann ist es umso wichtiger, eine andere Perspektive zuzulassen – nur so hat man eine Chance, den anderen zu verstehen.

Frei(e) Zeit(einteilung) – Das Projekt arbeitsfreier Sonntag

Ich habe 3 Jobs und mein Studium. Der Vorteil und die Herausforderung ist, dass ich mir meine Zeit relativ frei einteilen kann, es gibt nur wenig feste Termine.

Studieren kommt aus dem Lateinischen von studere=sich widmen. Es gibt immer noch ein Buch, das man noch lesen könnte. Je mehr man sich in ein Thema hineinarbeitet, desto mehr mögliche Horizonterweiterungen breiten sich vor einem aus und die Frage stellt sich, ob man je genug wissen, je fertig werden kann. Und das finde ich wunderbar daran!

Meine passionierte Art zu studieren in Kombination mit meinen 3 Jobs hat mich oft an meine Grenzen gebracht. Wann immer ich frei hatte und nicht am Schreibtisch saß, hatte ich sofort ein schlechtes Gewissen, weil ich die Zeit nicht für mein Studium genutzt habe.

Seit knapp 3 Monaten teste ich nun den arbeitsfreien Sonntag und mir tut das wahnsinnig gut. Einen Tag die Woche ganz komplett frei zu haben, ohne Studium und sogar ohne Haushalt macht auch meinen Kopf frei, lässt mich die übrigen Tage motivierter an meinem Schreibtisch sitzen und ich habe sogar das Gefühl, dass ich mehr schaffe, als vorher. Ich bin produktiver und das, obwohl mir ein Arbeitstag die Woche fehlt.

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Mit Frisieren ins Fernsehen

Gestern hatte ich ein längeres Gespräch mit einer 29jährigen Studentin, die kurz vor ihrem Bachelorabschluss steht.
Sie hat das Gefühl, für künftige Bewerbungen ihren Lebenslauf frisieren zu müssen, um zu rechtfertigen, warum sie so lange für ihr Studium gebraucht hat.
Ihr Berufswunsch? Fernsehmoderatorin!

Herzlich Willkommen, liebe Welt!

Als ich noch zur Schule ging, habe ich immer gedacht, mit 25 wäre ich verheiratet und hätte 2 Kinder und einen Beruf.
Nun bin ich 31, seit 2 Monaten wieder Single, kinderlos und habe mein Studium noch nicht abgeschlossen.

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Ich bin also nicht, wie damals geplant, angekommen, sondern noch immer in Bewegung und das finde ich gut, denn ich bin fest davon überzeugt, dass Stillstand alt macht.

Auf meinem Blog möchte ich Euch Einblicke in mein Leben geben und meine Erfahrungen und Gedanken mit Euch teilen.